Einige Kostproben der Werke unserer Autoren: (Teil 1)




HERBSTFRAGE
DIE MONDSCHEINFRAU
MITTERNACHT
STILLOHRIG
WINTERSPAZIERGANG
VORWEIHNACHTSZEIT
HOROSKOPE
DER TRAISENWEG IM VORFRÜHLING
DIE LAMPE
LOBPREIS
DIE FRAUENHAND
NACHT
HERBSTZEITLOS
ZEITENFOLGE
EINE HANDVOLL WORTE
STADTMAUER


Herbstfrage

Es ist schon Herbst?
Wann war die große Zeit?
Wär alles nun vorbei?

Ahorn, der die Blätter verliert
Der Morgenwind weht
Gut und kühl
Wie in den Jugendtagen!
Kündet er nicht mehr von des Tages Kraft?

Edith Bobretzky


Die Mondscheinfrau

Teich mit Mond
Die Mondscheinfrau
Fährt dem Baum
Mit leisen Fingern
Übers Haupt

Gibt Silber
Auf alle Pfade
Und Wege

Befiehlt dem See
Sein sanftes Glucksen
Zum Ufer hin

Und sie legt
Ihre kühle Wange
Zärtlich
An meine wunde Seele

Christine Tippelreiter


Mitternacht

Rose mit Vollmond Mitternacht
Stille im Haus
Unter meiner Hand
Zärtlich knurrend
Der schlafende Hund -
Tee kochen
Einen Bissen suchen
Das Brot teilen
Mit dem vierbeinigen Gefährten
Meiner Einsamkeit

Gerda Stöger


Stillohrig

Wir haben uns
Auf die Seite des Lärms
Geschlagen
Und der Bewegung.

Das Natürliche
Ist nun der Flugzeuglaut,
Motorengesang,
das piepsende Mahnen der Uhren.

Wald Das Sinnesorgan
Für Stille
Ist
Verkümmert.

Nur manchmal
Verspüren wir Sehnsucht
Nach etwas, das nicht laut
Zu beschreiben ist.

Maria Schiffinger


Winterspaziergang

Schritt für Schritt
Durch tiefen Schnee
Vorbei an
Weißüberstäubten Christbäumen
Sonnenglitzergeschmückt
Unter den ausgebreiteten
Engelsflügeln
Der Stille
Grashalm

Rudolfine Haiderer


Vorweihnachtszeit

Der Tag wird schon stiller,
das Laute verweht,
mit leiseren Schritten
die Zeit um uns geht.

Der Tag wird schon dunkler,
der Abend kommt früh,
nun ist es zu Hause
gemütlich wie nie.


Winterwald

Der Tag wird schon kürzer,
doch bald kommt die Nacht,
die strahlend und leuchtend
das Licht uns gebracht.

Margarete Prohaska


Horoskope

Margarite (Orakelblume) Wie geläufig wir jonglieren
Mit den Schützen, Waagen, Stieren.
Istīs ein Wunder? Jede Woche
Für die kommende Epoche
Ob für Jungfrau oder Fisch
Liegt die Zukunft auf dem Tisch.

Wenn wir sie genau studieren
Kann uns gar nichts mehr passieren.
Jupiter- und Marsbestrahlung,
weite Reisen, große Zahlung,
ob man im Gehalte steigt
wird präzise angezeigt.

Doch stehn beim Chef
schlecht die Planeten,
ist es aus mit den Moneten.
Trotz Garantie, die horoskopisch,
wird Dein Glück
sehr schnell utopisch.

Leicht bekümmert siehst Du ein:
Trügerisch ist (Sternen)-Schein.
Steinbock, Zwilling, Skorpion
Nichts als Spiel und Illusion.
Und trotz früherem Respekte
Pfeifst Du nun auf die Aspekte.

Margot Stejskal


DER TRAISENWEG IM VORFRÜHLING


Sonne und Bläue spiegeln im Fluß
Schneezungen die Ufer säumen.
Nah ist der Auwald, durch seine feinen
Äste bewaldete Hügel träumen.

Stürzendes Wasser schäumt von den Buhnen;
rauschend klingt sein Gerinn,
heller Wellen gekräuselte Runen
eilen glitzernd dahin

Vögel im Flug durch die Lüfte
ahnen von einem Geschehn,
frohlocken mit ihren Schwingen
als hätten sie Wunder gesehn.

Buhne beim Traisenfluß

F.Poyntner


Die Lampe

Zimmer mit Lampe In meiner Kindheit da war eine Lampe
mit bunten, gläsernen Stäbchen,
die leise klirrten,
wenn der Nachtwind durch Fenster schlich.
Hinter den Vorhang der Wimpern
streute sie glitzernde Fäden
Ich spann daraus meine Träume,
bis mich, leise klirrend,
der Morgenwind weckte.

Du bist die Lampe,
und Dein Lächeln behüte meinen Schlaf!

R.Haiderer


LOBPREIS

Glückseligkeit verheißend
Beginnen wir die Umwandlung
Zur Vervollkommnung unseres Seins.

Im Schoße der Schöpfung geborgen
Tragen wir das Ahnen unserer Seele
Dehnen unsere Herzensflamme zum Credo
Jubelnd zum Lobpreis

Lauschend der inneren Stimme
gehorchend im Tun
Erreichen wir die geistige Kraft
Die am Planeten das Paradies
Als Ausdruck Gottes schafft.

Regenbogen

Monika Drösler


DIE FRAUENHAND

Die Frauenhand ist wunderbar,
ein Kunstwerk, voll Talent,
man soll sie ehren immerdar
und loben ohne End!

Sie näht, sie wäscht, sie putzt im Haus,
umsorgt den Mann, das Kind,
sie kocht so manchen guten Schmaus,
daß sie zufrieden sind.

Sie streichelt zärtlich Wunden fort
und hat, scheint's, Heilungskraft.
Den ganzen Tag, im Akkord,
sie ohne Pause schafft.

Als Dank für alles, was sie macht,
gebührt ihr Lob und Ehr.
Die Welt wär farblos wie die Nacht,
wenn diese Hand nicht wär'!
Frauenschuh

Wilhelm Maria Lipp


NACHT

Herbststimmung mit Bänken Die Nacht vergeht
zu hellem Grau-
Nebel wallen über die Au,
am Himmel blinkt
ein blasser Stern-
Tageslärm beginnt
von fern
leise Vogelstimmen tönen
ob sie sich nach der Sonne sehnen?

Hertha Zeh


HERBSTZEITLOS

Bach mit schwimmenden Blättern Schleier sind sanft um die Gipfel gelegt,
die Sonne scheint warm durch die Bäume,
ein leichter Wind, der die Äste bewegt
und langsam die Blätter zu Boden trägt,
und der Blick in blauweite Räume.

Ein Bach glitzert hinter den Sträuchern hell auf,
das Wellengemurmel ganz leise,
kein kantiger Stein störet hier seinen Lauf,
wie Schifflein schwimmen die Blätter drauf,
und gehen mit ihm auf die Reise.

Ich sitze hier auf der einsamen Bank,
inmitten der Fülle alleine.
Ich hebe den Blick ins Ästegerank,
sag für dies alles dem Schöpfer leis Dank,
und komm mit mir selber ins Reine.

Margarete Prohaska


ZEITENFOLGE

Es wohnt
alles
im Augenblick

mein Weg vorher
mein Weg nachher

alles
ist zugleich

und
alles ist
in allem
zu Hause

Weg im Schnee

Christine Tippelreiter


EINE HANDVOLL WORTE

Klatschmohn
eine handvoll worte
bekam ich in die wiege gelegt

ich setzte mit ihnen
die bilder meiner träume
zusammen

mit ihnen warf ich die schlingen
vergeblich nach den kostbaren gütern
der welt

mit dem rest formte ich den panzer
der mich schützt
gegen die pfeile
die mich treffen
in die brust
und in den rücken

eine handvoll worte
bekam ich in die wiege gelegt

mit ihrer hilfe
gelang es mir
mein kostbarstes
unversehrt durch die jahre
zu retten
mein herz

Prof. Karl Klement


STADTMAUER

Stadtmauer mit Turm Das Mauergestein, so sorgsam
geschichtet nach so vielen Jahren,
ist dir Freund geworden,
Nachbar, teil deiner eigenen Gestalt.
Schroff behauen, glatt geworden
mit der Zeit fügt sich die Mauer
Stein an Stein, geschützt von Abbruch,
moosgepolstert in den Mauerscharten.
Aus Breschen rankt sich hoch das
blühende Gebüsch.

Maria Schiffinger


Fotos: Walther Kotremba